Liebe Leserin,
vor einigen Wochen waren wir in Venedig auf der Biennale. Turnusmässig hätte diese bereits letztes Jahr stattfinden sollen, wurde aber aufgrund von Corona auf 2022 verschoben.
Keine Angst, dies wird keine Kunstkritik oder Diskussion über den Schweizer Pavillon. Aber, das Motto der diesjährigen Biennale passt zu einem Thema, welches mich schon lange beschäftigt - mein Körper und die Veränderung durch die Krankheit. Bei der diesjährigen Ausstellung geht es nämlich unter anderem um Fragestellungen zur Darstellung von Körpern und deren Metamorphosen.
Durch die Behandlung und die diversen OPs haben unsere Körper ebenfalls eine Metamorphose durchgemacht. Und ich habe mich nach 4 Jahren immer noch nicht damit angefreundet. Dabei denke ich, dass ich Glück hatte, selbst im Bikini sieht man wenig, und ich habe weder zugenommen noch leide ich übermässig unter den Wechseljahren, in die ich von heute auf morgen katapultiert wurde.
Was ist also das Problem? So genau weiss ich das auch noch nicht. Ich mag einfach nicht so genau hinschauen, das Implantat macht mir Probleme, die Haut schmerzt, ich habe Granulome und am allerliebsten würde ich einfach ausblenden was da passiert ist. Man liest überall, dass man achtsam und liebevoll zu sich selbst sein soll. Dabei habe ich manchmal eine solche Wut oder bin einfach nur genervt, weil ich es nicht schaffe, einen Schlussstrich zu ziehen und einfach zu akzeptieren, was da passiert ist.
Nina hat es in ihrem letzten Blog so treffend geschrieben: Wer das nicht durchgemacht hat, kann das nicht verstehen.
Was mir genau hilft, weiss ich nicht. Zeit? Noch eine OP? Wie akzeptiert man etwas, was nicht sein soll?
Der Titel der diesjährigen Biennale The Milk of Dreams (Die Milch der Träume) ist dem Buch Leche del sueño von Leonora Carrington (1917-2011) entlehnt, in dem die surrealistische Künstlerin eine magische Welt beschreibt, in der das Leben durch das Prisma der Fantasie immer wieder neu gesehen wird. Es ist eine Welt, in der sich jeder verändern, verwandeln, etwas oder jemand anderes werden kann.
Eigentlich schön, diese Welt, oder?
Der Schweizer Pavillon hat mir übrigens gut gefallen.
Melanie
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